Tuloks Kurzgeschichten by Drake Ragon | World Anvil Manuscripts | World Anvil
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484 ZdE – Tulok

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484 ZdE – Tulok

 

Was ist ein Mann, wenn nicht die Summe aller seiner Entscheidungen? Doch spielt die Antwort zu dieser Frage auch eine Rolle, wenn es einem das Leben kostet?

 

»Ihr wisst ganz genau das ich Rechte habe und das macht euch Angst«, er und seine und 2 weitere Mitglieder aus seiner Expeditionstruppe hatten sich in einem tiefen Riss versteckt, während über sie der goldene Sand hinwegfegte, der diese Ebenen endlos und Meter hoch zu bedecken schien.

»Wir können nicht hier bleiben, die Ausrüstung hält dem Sand nicht wirklich stand.« Eine Frau mittleren Alters pflichtete ihm bei, während diese zähneknirschend, Runen in die Luft schrieb. Sie komplettierte den Zauber mit einigen raschen Gästen sich kreuzender, wirbelnder und stoßender Arme, worauf hin sich eine Luftböe auftrat, die den leicht klebrigen Sand von den Mänteln und Rüstungsteilen pustete.

»Es scheint mir ganz so, als würde der Sand mit unserer Ausrüstung verschmelzen, er ist sicher ätzend oder korrosiv.«, der Dritte, ein alter Mann in den 60ern betrachtete den Sand durch seine dicke Brille, die in rascher Abfolge die Linsen nach außen wegschob und andere vorschaltete.

»Ihr wisst aber schon, dass wir denselben Ausgangspunkt wie Eingangspunkt wählen müssen, sonst wissen wir nicht, wo wir rauskommen oder gar wie.«, sie hatte eine lange Rolle aus ihrem Rucksack gezogen und holte einige der Seiten daraus hervor. Die Pergamente vor sich halb übereinanderlegend, begann sie auf einem Notizblock Berechnungen anzustellen.

»Hör auf zu Rechnen, ich hab Recht und wir haben keine Zeit!«, der Sturm wurde immer schlimmer und der Riss begann sich allmählich von allen Seiten mit Sand zu füllen. »Einfach eine Ebene rauf, wie schwer kann das schon sein. Wir haben das so oft gemacht - los.«

 

Widerwillig streckten die drei ihre Faust aus, so das sie einander trafen und offenbarten ihre stark tattoovierten Arme. »Ein, zwei ...«, sie strichen sich über ihre tief in die Haut eingearbeiteten Runen, die daraufhin in Paaren aufleuchteten und eine Art Kuppel um die Drei bildeten. Die Kuppel wurde schlagartig in einen unsichtbaren Spalt gesogen und wurde samt ihrem Inhalt verschluckt.

 

Ein Spiel aus Blaugrün und Silber erwartete sie, kaum das sie ihre Sinne wieder hatten.

»Das ist nicht die Ebene aus der wir gekommen sind, mist. Ich wusste es.«, die Frau schlug ihm auf die Schulter,

»Ey, eine Ebene mehr oder weniger, was macht das schon.«

»Was das macht?! Willst du es ihm erklären? Du Bist ja nun doch etwas älter als ich, vielleicht hört er auf dich.«

»Das Problem ist, mein junger Freund«, der Alte lächelte schwach während er die ihm entgegengestreckte Hand zum Aufstehen nutze und sich anschließend an der Schulter seines Kollegen festhielt, »Das wir nur berechnen können wo wir hin wollen, wenn wir wissen wo wir her kamen. Es gibt keinen Weg, diese Ebenen zu navigieren.«

»Was glaubt ihr, wie oft wir das noch versuchen können?«, sie sah dabei ihren langjährigen Weggefährten an und dann zu ihm und wieder zu dem betagten Mann. Dieser runzelte die Stirn.

»Zwei oder drei Versuche stecken sicher noch in mir.« Es war das breite, zufriedene Lächeln, was seinem Gefährten etwas Sorgen bereitete.

»Wenn ich dich etwas aufbaue, sollte für uns alle noch ein vierter Versuch drin sein oder?«, der Jungspund der Gruppe gab seinem Gegenüber einen Klaps auf die Schulter.

»In der Tat und wenn nicht, dann nicht. Wir alle wissen, worauf wir uns eingelassen haben und zusammen, kommt ihr vielleicht weiter.«

»Auf keinen Fall«, die Frau hatte ihm den Finger so fest auf die Brust gesetzt, dass er leicht gezwungen lächelnd keuchte, »Lassen wir dich zurück.«

 

»Ihr solltet nicht hier sein.« Ein großer Hirsch tauchte einfach aus der Luft auf und stand leicht schimmernd vor ihnen. »Das ist weder eure Zeit noch euer Ort, meine Freunde. Ihr hätte nicht hier her finden dürfen.« Er verneigte sich. »Ihr müsst gehn.«

»Was oder wer seid? Ihr seid das erste Wesen, das wir auf unseren Expeditionen treffen und ihr sprecht unsere Sprache.«, ohne viel nachzudenken, eine Eigenschaft die ihm irgendwie angeboren schien, ging er auf den Hirsch zu und streichelte diesen. Sein Gesichtsausdruck passte in etwa zu dem der anderen beiden, worauf hin er einen Schritt zurückmachte. »Ihr seid nicht warm, aber auch nicht kalt.«

»Tulok«, flüsterte der Alte, »Lass das. Ich entschudlige mich für meinen Kollegen er ist jung und ... «

»Er ist wie er ist und wie er sein soll. Ihr alle seid das. Ihr seid nur nicht da, wo ihr sein sollt. Geht, schnell.« Der Hirsch hatte sich in feinen Nebel aufgelöst, der in Richtung einer Anhöhe trieb, auf der eine Kugel aus Licht schwebte.

»Ich glaube, er hat uns einen Ausgang gezeigt.«, die Frau stieß die beiden an und trieb so voraus. »Kommt, machen wir, dass wir hier wegkommen, solange man uns höflich bittet.«

 

Während sie sich auf den Weg machen und dabei stets die Kugel im Blick zu halten versuchten, fühlten sie sich mehr und mehr beobachtet, schrieben das jedoch den vielen anderen Erscheinungen zu, die um sie herauf auftauchten und wortlos verschwanden.

»Ist euch bewusst, dass wir hier vielleicht in der astralen Ebene sein könnten? Die Machtquelle der Schamanen?« Die drei hielten inne.

»Möglich«, sagte sein Kollege,

»Denkbar aber vielleicht ist das eine Ebene, die wir einfach nicht erkunden sollten. Mit den Schamanen kommt man ganz gut aus. Und die Bewohner hier scheinen nett. Ich würde ungern ihre Gastfreundschaft überstrapazieren.«

»Seit ihr verrückt? Wir haben noch ganz anderen Dingen getrotzt und sind vielleicht die einzigen, die ihr Leben lang das Geheimnis lüften können. Vielleicht kommen wir sogar hierhin zurück.«

»Ihr müsst gehen, sofort«, der Hirsch war wieder aufgetaucht und deutete abermals zu der Kugel, die nun noch größer und heller schien als vorher. »Es ist nicht an der Zeit für euch, euch hier zu Hause zu fühlen, daher lasst mich euch helfen. Denn es ist auch nicht an mir, das zu entscheiden. GEHT«

 

Wie lange die drei genau bis zu der Kugel brauchten, ließ sich schwer sagen. Zum einen hielt Tulok ständig an und etwa zu notieren oder zu skizzieren und zum anderen schien Zeit hier eine seltsame Sache. Doch wann immer sie auch nur länger als zehn Atemzüge verweilten, tauchte der Hirsch auf und trieb sie regelrecht voran. Seine Freundlichkeit war zwar nicht verschwunden, doch die Dringlichkeit schien zu wachsen. Tuloks Fragen beantwortete er spärlich und schwammig und dennoch zu seiner Zufriedenheit. Er war sich sicher, hier in der Welt der Geister angekommen zu sein. Ein Gebiet, dass sich sowohl den Magiern als auch den Hexenmeistern auf immer verschließen würde, sollten sie erst einmal diese Ebene verlassen. Was sollte schon groß passieren, man könnte ihn ja nicht umbringen, dann würde er ja doch nur hier landen. Oder? Eine Frage, auf die keine Antwort folgte, da sie bereits vor dem schimmernden Portal standen. Der Hirsch zeigte sich ein letztes Mal und wünschte ihnen alles Gute. Doch kaum das seine beiden Kollegen in der leuchtenden Kugel verschwunden waren, überkam Tulok ein seltsames Gefühl.

»Ihr seid kein Hirsch, nicht wahr?«, Tulok hielt inne und konzentrierte sich auf den Hirsch oder dessen Abbild.

»Ich war und vielleicht werde ich auch wieder sein. Doch das ist egal. Ihr. MÜSST. JETZT. Gehen«. Der Hirsch leuchtete auf und verschwand mit den Worten. »Dies ist meine letzte Warnung. Ich kann euch hier atmen lassen, wenn ihr das unbedingt wollt. Wie gesagt, es ist nicht an mir zu entscheiden ob ihr geht oder nicht und ich werde euch hier nicht sterben lassen.«

 

Tulok wurde nicht müde, nicht hungrig, nicht schwach, er zeichnete, bis ihm die Blätter ausgingen. Schrieb bis auch das letzte Blatt beinahe unleserlich eng beschrieben wurde. Er berichtete von Farben und Formen, schwebenden Inseln und Gebäuden aller Art, von wilden Tieren die friedlich nebeneinander her lebten und von Schatten längst vergangener Tage. All das, ohne die Kugel auf dem Auge zu verlieren. Zufrieden mit seiner Arbeit, wollte er sich gerade auf den Weg zur Kugel machen, als ihm ein gleißendes Licht den Weg versperrte.

»Ihr wolltet nicht gehen. Nun müsst ihr bleiben«

»Aber ich bin fertig, ich würde gerne wieder kommen. Dieser Ort, er ist so faszinierend schön und anders. Er ist wie nichts war ein Magier je gesehen hat. Nicht einmal Yvor!«

»Und so wird es bleiben.« Die Sphäre flackerte kurz, dann war die Portalkugel verschwunden. »Ihr wart zu lange hier. Ihr hättet gehen sollen. Nun kann ich das nicht mehr zulassen, und doch kann ich euch nicht hier lassen.« Die formlose Sphäre floss zu Boden und erhob sich als ein gleißend Abbild Tuloks. »Wenn euch das beruhigt, es tut mir leid. Doch ich habe meine Aufgabe.«

»Der Hirsch meinte, dass ihr nicht entscheiden dürft wer stirbt oder nicht, wer hier bleibt und wer gehen darf.«

»MENSCH. Es gibt viele Dinge die sich euch nie erschließen werden. Er hatte Recht und doch kann ICH das sehr wohl.« Ohne Vorwarnung schlug die Gestalt Tulok so hart, dass sprichwörtlich aus einer Kleidung flog und seinen eigenen leblosen Körper zu Boden fallen sah.

»Was habt ihr getan?«, Tulok wollte atmen, konnte jedoch nicht, wollte rennen, was jedoch auch nicht ging.

»Ich kann euch nicht töten. Doch eure Seele kann es. Wenn ich sie erst einmal gebrochen habe. Ich muss meine Aufgabe wahrnehmen, auch wenn sie noch so grausam erscheinen mag.«

 

Was folgte war ein unendlicher Strom an Bildern, Tönen und anderen Eindrücken, die so schnell aufeinander folgten, dass Tulok fühlte wie immer mehr von ihm an jedem Eindruck hängen blieb. Als würde man einen Menschen in unzählich kleine Teile zerlegen und ihn alles auf einmal wahrnehmen und spüren lassen.

»Ihr wollt die Ebene der Geister erleben? Sie erkunden? So sei es. Aber macht mir keinen Vorwurf, wenn euch mein Ansatz missfällt.«

 

 

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